Durch die praktische Implementierung der seit Juli 2016 vollständig anwendbaren „eIDAS-Verordnung“ hat die Europäische Union in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, den grenzüberschreitenden Online-Identifizierungsprozess für Bürgerinnen und Bürger erfolgreich zu vereinfachen. Außerdem ist im Dezember 2020 ein erster Teil der „Single Digital Gateway (SDG)“ Verordnung zur Einrichtung eines einheitlichen digitalen Zugangstores zur Verwaltung in der EU in Kraft getreten. Schließlich existiert ein ungebrochener Trend hin zur mobilen und selbstbestimmten Nutzung von Verwaltungsdienstleistungen: Bürgerinnen und Bürger erwarten heute, dass eGovernment-Dienste jederzeit bequem per Smartphone nutzbar sind. Vor diesem Hintergrund ist kürzlich das von der Europäischen Union im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 geförderte mGov4EU („Mobile Cross-Border Government Services for Europe“, https://mGov4.EU) Projekt gestartet, um mobile grenzüberschreitende Verwaltungsdienste in Europa zu ermöglichen. Das Projekt ist offen für weitere Pilotpartner und lädt herzlich zur Mitwirkung ein.
Das mGov4EU-Projekt versammelt führende europäische Experten aus dem Bereich Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft aus Österreich, Belgien, Estland, Deutschland und Spanien, um sichere und datenschutzfreundliche mobile eGovernment-Dienste in ganz Europa zu ermöglichen. mGov4EU stellt die Bürgerin und den Bürger in den Mittelpunkt der Betrachtungen und wird ihnen neue, sichere und die Privatsphäre schützende Optionen zur Verwaltung ihrer Identität und ihrer persönlichen Daten bieten – ganz gleich, ob sie oder der eGovernment-Dienst sich im Heimatland oder in einem anderen EU-Mitgliedsstaat befinden.
mGov4EU kombiniert eIDAS mit Single Digital Gateway in benutzerzentrierter Weise
Den regulatorischen Rahmen dieses Projektes bilden die Verordnung (EU) 2018/1724 über die Einrichtung eines einheitlichen digitalen Zugangstors (Single Digital Gateway Regulation – SDGR) zur grenzüberschreitenden Bereitstellung von Diensten, zusammen mit der eIDAS-Verordnung (EU) Nr. 910/2014 für grenzüberschreitende elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt. Das mGov4EU-Projekt stellt die Anforderungen selbstbestimmter und mobiler Bürgerinnen und Bürger in das Zentrum der Betrachtungen und integriert das existierende eIDAS-Ökosystem in das neue einheitlichen Zugangstor zu einem benutzerfreundlichen Gesamtsystem.
Abbildung 1: Das mGov4EU-System auf einen Blick
Im mGov4EU-Projekt sollen die bereits existierenden und neu entstehenden Möglichkeiten der eIDAS- und SDG-Verordnung genutzt und die Prinzipien „once-only“, „digital-by-default“ und „mobile-first“ praktisch umgesetzt werden. Nach einer benutzerfreundlichen mobilen Identifizierung und einer expliziten Freigabe durch den Nutzer kann auf bereits verfügbare Daten zugegriffen werden, damit soweit wie möglich auf das bisweilen umständliche Ausfüllen komplexer Formulare verzichtet werden kann. Durch die konsequente Nutzung der in modernen Smartphones verfügbaren Technologien werden die in mGov4EU anvisierten Lösungen nicht nur den höchsten Sicherheits- und Datenschutzanforderungen genüge tun, sondern auch eine ausgezeichnete Benutzerfreundlichkeit bieten. Hierbei zielt das mGov4EU-Projekt darauf ab, grundlegende Bausteine für sichere und mobil nutzbare eGovernment-Dienste bereitzustellen, die in ganz Europa und darüber hinaus genutzt werden können. Diese Bausteine sollen in ausgewählten Pilotanwendungen im Bereich elektronischer Wahlen, der „smarten Mobilität“ und nicht zuletzt der mobilen Signatur erprobt und danach einer breiteren Nutzergruppe zur Verfügung gestellt werden. Ausgehend von den mGov4EU-Entwicklungen kann auf diese Weise eine vertrauenswürdige Föderation von kollaborativen eGovernment-Plattformen entstehen, die die gemeinsame Bereitstellung und Wiederverwendung von verfügbaren und einfach zu nutzenden öffentlichen Diensten erleichtert.
Das mGov4EU-Projekt wird von einem interdisziplinären Expertenteam durchgeführt
Das Projekt mGov4EU wird vollständig durch das EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 mit einem Budget von 3,9 Millionen Euro gefördert. Für das mGov4EU-Projekt haben sich hochkarätige, international erfahrene, interdisziplinäre Experten aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammengefunden. Neben der TECHNIKON Forschungs- und Planungsgesellschaft mbH als Koordinator arbeiten das Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria (A-SIT zusammen mit der A-SIT Plus GmbH), die Donau-Universität Krems, die ecsec GmbH, die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V., der go.eIDAS e.V., die Technische Universität Graz, Scytl, TIMELEX und die Universität Tartu an diesem Projekt.
Während der dreijährigen Projektlaufzeit werden mehrere mGov4EU-Pilotanwendungen entworfen und implementiert, um die bereitgestellten Lösungsbausteine und Infrastrukturdienste zu validieren. Unter den Pilotanwendungen finden sich z.B. elektronische Wahlen, „smarte Mobilität“ auf Basis von subventionierten Taxifahrten und die mobile Signatur. Interessierte Behörden in ganz Europa sind herzlich eingeladen, sich mit dem mGov4EU-Projekt in Verbindung zu setzen, um an diesen Pilotanwendungen teilzunehmen oder die innovativen Technologien frühzeitig selbst in eigenen Anwendungen zu nutzen.